Babbel-Investor Kizoo: „Am Ende des Tages muss man sich bei Geschäften vertrauen“

Interview mit Frank Schüler und Matthias Hornberger von Kizoo, einem der Investoren hinter Babbel.

Schüler ist Kizoo-President und war zuvor bei Web.de als Geschäfsführer einiger Tochterfirmen tätig. Hornberger ist als CFO für Finanzen, Controlling, Investor Relations & Corporate Affairs bei Kizoo verantwortlich.

Wann haben sie das erste Mal vom Internet gehört?
Frank Schüler:
Der Anfang der unternehmerischen Auseinandersetzung mit dem Internet wird so um 1995 gewesen sein. Dass das Internet eine Rolle spielt, hat wahrscheinlich jeder von uns schon im universitären Umfeld erfahren. Für mich persönlich war das 91/92 ein Kommunikationsprodukt zwischen Universitäten. Ich selber war in New York  an der Universität – da war das Internet das schon das wichtigste Kommunikationstool mit den Daheimgebliebenen.

Matthias Hornberger:
Bei mir war das in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, schon im beruflichen Umfeld, zunächst auch als Kommunikationsinstrument.
Die Weite der Anwendungsmöglichkeiten in der Informationswelt und Applikationen hab ich in der Tat viel später erkannt. Die Brüder Greve, die Gründer von Web.de, haben  das  das Potential schon in der ersten Hälfte der 90er Jahren gesehen, ihr junges Unternehmen zu 100% darauf ausgerichtet und die ersten Claims abgesteckt . Das waren damals die Domains wie web.de, flug.de, lastminute.de. Darauf hat man in Jahren unternehmerischer Tätigkeit tragfähige Geschäftsmodelle aufgebaut. Das Web 1.0 würde man heute sagen.

 

M. Hornberger

Nach dem Verkauf von Web.de im Jahr 2005 haben sie versucht mit ComBOTS einen Messenger-ähnliches Netzprodukt zu etablieren – warum hat das nicht funktioniert?
Hornberger:
Es war ein sehr offensiver Ansatz Kommunikation neu zu definieren, für die User eine ganz neue Kommunikationserfahrung herzustellen. Wie sich gezeigt hat der User – und der Kunde ist am Ende König – das in der Form nicht akzeptiert oder in dem Maße nicht angewandt. Es ist jetzt schwer zu sagen, ob wir einfach zu früh waren oder ob unser Ansatz zum Teil nicht der richtige war. In jedem Fall muss man konstatieren, dass das Produkt sich nicht so massenhaft durchgesetzt hat, wie wir das geplant haben.

 

 

Frank Schüler

F. Schüler

Schüler:

Wir hatten eine beondere Betonung auf Privatsphäre gelegt; in der man dann wirklich in einem gesicherten Umfeld in 1-zu-1 Beziehung, Daten – Kommunikations-, aber auch Mediadaten -austauschen konnte. Tatsächlich haben die User gleichzeitig völlig losgelöst von Privatsphären-Erwägungen höchst kompromittierende Bilder freimütig in ihre Social Networks hochgeladen und damit letztlich in dieser Phase die Privatsphäre in deren Handeln überhaupt nicht als etwas Wichtiges erachtet.

Nach dem Ende von Combots 2007 haben sie im Mai 2008 unter dem Claim „Technology Ventures“ Kizoo gegründet. Wie sind sie auf Babbel gestoßen?
Hornberger:
Erstaunlicherweise war Babbel ein Cold Call – Herr Heine ist gleich im Mai 2008 auf uns unsere Investor Relations-Abteilung zugekommen: „Ihr macht Investments – wir haben hier eine gute Story“. Wir haben dann wirklich mit einem hohen Tempo die Gespräche geführt und das Ganze gemeinsam mit der IBB Beteiligungsgesellschaft Berlin als Co-Investor realisiert.Vom Zeitpunkt der Kontaktaufnahme bis zum Abschluss der Transaktion vergingen nur knapp zwei Monate. Das ist eine extrem geringe Durchlaufzeit für ein derartiges Venture Capital Projekt.

Was hat sie denn überzeugt?
Hornberger:
Vorneweg das Team. Wir glauben, dass es zuvorderst darauf ankommt: Besser ein brillantes Team mit einem vielleicht nicht ganz ausgereiften Produkt als umgekehrt. Zum zweiten:  Das Geschäftsmodell bzw. das Marktsegment, das Babbel sich ausgesucht hat: Weil es Flexibilität bietet, Internationalisierung möglich ist und es sehr zukunftsorientiert ist. Sprachen lernen ist ein universelles, ständig an Bedeutung gewinnendes Thema. Es ist ein Bedürfnis der Menschen und es ist „sticky“ wie man im Internet-Jargon sagt, also dauerhaft.

Das Kernteam von Babbel kommt ja vom Berliner Musiksoftwarehersteller Native Instruments – spielte das eine Rolle?
Schüler:
Das Thema NI spielte eigentlich keine Rolle, gleichwohl aber die Erfahrung, die aufgrund dieser ersten unternehmerischen Verantwortung schon in dem Team drin gesteckt hat. Das hat man auch gemerkt, wie es sich präsentiert haben: Sehr authentisch und sehr professionell.
Hornberger:
Es wurde sehr, sehr präzise auf alle Fragen geantwortet, es wurde immer geliefert. Es gab ein sehr gutes Erwartungsmanagement, es wurden also nie Erwartungen geweckt, die man nicht erfüllen konnte. Am Ende des Tages muss man sich bei Geschäften vertrauen und dieses Vertrauen entsteht in den ersten Gesprächen. Da hat es vom professionellen Verständnis gut gepasst, aber auch von der Chemie her.

Mit wievielen Nutzern rechnen sie, die bereit sind einen „Premiumdienst“ von Babbel zu bezahlen?
Schüler:
Das ist uns im Grunde genommen gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass der Kern kommerzialisierbar ist. Denken sie an Sprachführer, Volkshochschulkurse oder Sprachreisen für die selbstverständlich bezahlt wird, das hat man verinnerlicht – das hat uns an der Stelle gereicht.

Aber sind denn viele User bereit, im Internet Geld auszugeben?
Hornberger:
Im Unterschied zu E-Mail oder Informationen ist  professionelles Sprachenlernen immer bezahlpflichtig. Seit der Schule ist man gewohnt, dafür Geld zu bezahlen; für ein Paket CDs von Langenscheidt zahlen sie hunderte Euro – wir glauben, dass dies es einfacher macht, Bezahldienste zu implementieren.
Schüler:
Letztendlich beruht es auf unserer eigenen Erfahrung. Wir haben auch ein Wachstum mit einem kostenlosen Produkt hingelegt, dem Freemail-Produkt von Web.de. Wir haben dann auch ein Club-Produkt eingeführt, wo sich jeder die Frage gestellt hat, warum soll da jemand für bezahlen – tatsächlich haben wir eine Menge gefunden, die das Bezahlprodukt gerne genommen haben und nach wie vor gerne nutzen. Entscheidend ist, dass das Grundthema das Potential hat international zu skalieren, um  auf große Zahlen zu kommen. Dann reicht ein kleiner Prozentsatz, der das Premiumprodukt wählt – und genau das erwarten wir bei Babbel.

Kann so ein Modell nur noch im Bildungsbereich funktionieren?
Hornberger:
Den Ansatz, den Babbel gewählt hat – entertainment-orientiert mit einem hohen Spaßfaktor, sehr multimedial, mit Bilder und Audioelementen – dieser Ansatz funktioniert auch in anderen Lern- und Bildungsbereichen; insofern besteht die Flexibilität das Modell auf andere Inhalte auszuweiten – dafür ist das Technik-Know-How von Babbel ein starkes Argument für unser Investment gewesen.

Nach welchen Investemtmöglichkeiten schauen sie sich mit Kizoo um?
Hornberger:
Es gibt im Internet immer noch interessante Segmente: Trotz Google ist das Thema Suche immer nochinteressant, das Thema Spiele ist ein spannendes Umfeld und Lernen, auch über Sprachen hinaus, ist ein weiteres Thema. Communities sind auf dem absteigenden Ast, der Markt ist überbesetzt und das werbefinanzierte Geschäftsmodell konnte sich bislang nicht behaupten. Wir hoffen aber auch Ideen zu sehen, an die bisher noch keiner gedacht hat, vor allem bei den mobilen Applikationen. Auch ein Google oder ein Amazon sind übrigens in der Frühphase von Investoren abgelehnt worden. Eine solche verpasste Gelegenheit wollen wir in 10 Jahren nicht erzählen müssen. deswegen muss man sich viel anschauen und genau hinsehen.

Was bedeutet die Finanzkrise für Internet-Investments?
Hornberger:
In der Start-up Phase bedeutet es relativ wenig, weil wenig Umsätze zu verteidigen sind und der Kreditfinanzierungsanteil nahe null liegt. Es hat natürlich einen Einfluss auf den Venture Capital-Markt. Dort sind Mittel nicht so vorhanden, wie man es vielleicht geplant hat. Insgesamt ist die Psychologie im Moment defensiv. Aber im Vergleich zum Häusermarkt oder der Autoindustrie ist der Bereich Internet-Investments als Risikobranche zu vernachlässigen: Das Web 2.0 braucht keinen staatlichen Schutzschirm. Es wird auch in 2009 gute Deals geben. Die Exits werden natürlich schwieriger.

Abschließende Frage Lernen sie gerade eine Sprache?
Schüler:
Ich lerne bei Babbel Spanisch.
Hornberger:
Ich lerne dort derzeit die Sprache, die dort am wenigstens gelernt wird, nämlich Italienisch. Ich liebe den dramatischen Klang der Sprache, bin aber leider noch nicht weit gekommen. Aber Babbel motiviert mich regelmäßig mit Emails.

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