Die Abwechslung macht’s! Spiele im Deutschunterricht mit Geflüchteten

Dieser Artikel ist der vierte aus der Reihe Anleitung und Anregungen für den Deutschunterricht mit Geflüchteten – von Babbel.
Utiliser les jeux de société pour apprendre une langue : c'est un jeu d'enfant !

Die Artikel stellen Methoden für Lehrende vor, unabhängig von pädagogischen Vorerfahrungen. Die Artikelreihe fasst die Erfahrungen, die wir im Rahmen unserer Workshops für ehrenamtliche Lehrer gesammelt haben, zusammen. Veranstaltet werden die Workshops von den Babbel-Sprachlernexperten, insbesondere auch für ehrenamtlichen Deutschlehrer des Vereins Multitude e.V.

Höchste Konzentration im Unterricht? Eine ganze Stunde lang? Das ist kaum durchzuhalten. Zum Lernen braucht man den Wechsel von Fokussierung und Entspannung. Deshalb ist es gut, wenn man als Lehrender diesen notwendigen Wechsel in den Unterricht mit einbaut. Auf Phasen der bewussten Hinwendung zum Lernstoff sollten immer wieder Phasen folgen, in denen das Gelernte spielerisch und eher unbewusst verarbeitet wird.
Die Abwechslung macht’s: Spielerische Elemente im Unterricht fördern und motivieren. Weil mit Spielen verschiedene Sinne angesprochen werden, helfen sie dabei, das Gelernte zu verarbeiten. Spiele fördern also den Lernprozess. Außerdem – und das ist mindestens genauso wichtig – machen Spiele Spaß! Sie bringen Bewegung in den Unterricht, sprechen die Fantasie an, machen den Rollen- und Perspektivenwechsel möglich, schaffen eine entspannte Atmosphäre und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gruppe.

Spiele für den Anfängerunterricht

Doch welche Spiele eignen sich für den Deutschunterricht mit Geflüchteten, die gerade erst angefangen haben, Deutsch zu lernen? Hier bieten sich Spiele wie Memory oder Domino an, die ohne großen Aufwand selbst hergestellt werden können. Hierfür gibt es bereits einige Vorlagen im Internet, die man selbst ausfüllen und damit leicht an die jeweiligen Bedürfnisse einer Gruppe anpassen kann.

Domino

Wenn die Lernenden noch dabei sind, die Buchstaben des lateinischen Alphabets zu lernen, ist zum Beispiel ein Domino gut geeignet, bei dem man Groß- und Kleinbuchstaben einander zuordnen muss. Die Dominokärtchen können dabei isolierte Buchstaben enthalten. Unser Beispiel zeigt das erste und das letzte Dominokärtchen und zwei weitere – für ein richtiges Dominospiel aber empfehlen sich mindestens 12 Kärtchen:
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Man kann aber auch ganze Wörter auf die Dominokärtchen schreiben. Dann muss der letzte Buchstabe eines Wortes immer zum ersten Buchstaben des folgenden Kärtchens passen:  
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Natürlich kann man mit einem Dominospiel auch Wortschatz wiederholen und üben, zum Beispiel indem man Gegensatzpaare (heiß – kalt, alt – jung) oder männliche und weibliche Berufsbezeichnungen (Koch – Köchin, Lehrer – Lehrerin) zuordnen lässt.
Auch Verben im Infinitiv mit den entsprechenden gebeugten Formen lassen sich gut mit einem Domino wiederholen (kochen – ich koche, kommen – ich komme). Es ist auch möglich, Infinitive und gebeugte Formen von trennbaren Verben zuordnen zu lassen (einkaufen – ich kaufe ein, fernsehen – ich sehe fern). Der Fantasie bei der Erstellung eines Dominos sind also keine Grenzen gesetzt!
Domino spielt man am besten zu zweit oder dritt. Daher benötigt man als Lehrender mehrere Sets an Kärtchen, damit man jede Zweier- oder Dreiergruppe mit Kärtchen versorgen kann.

Memory

Auch das Spiel Memory lässt sich sehr gut zu verschiedenen Lernzwecken einsetzen. Bei einem Memory sind zunächst alle Karten abgedeckt. Die Mitspieler dürfen nacheinander immer zwei Karten aufdecken. Passen die Karten zusammen, darf man das Paar behalten und ist noch einmal an der Reihe. Passen die Karten nicht zusammen, muss man sie wieder zudecken und der nächste Mitspieler ist dran.
Mit einem Memory lässt sich hervorragend Wortschatz üben und wiederholen. Eine der Karten des Paares zeigt dann ein Bild, die andere das ausgeschriebene Wort mit Artikel wie in dem Beispiel unten.
Gut ist, wenn die Wörter thematisch zusammenpassen, also alle Wörter etwa aus dem Bereich „Körperteile“ stammen oder aus dem Bereich „Obst“. Die Lernenden können sich die Wörter besser einprägen, wenn sie in irgendeiner Form miteinander verbunden sind.
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Die Memorykarten können auch Reimwörter enthalten (Fisch – Tisch, Hase – Nase). Mit einem solchen Memory kann man das Gehör der Lernenden schulen und das Bewusstsein für lautliche Strukturen im Deutschen schärfen.  
Auch Grammatik lässt sich mit einem Memory üben, zum Beispiel Singular und Plural (Auto – Autos, Haus – Häuser).

Eine wichtige Regel: Alle spielen mit!
Wichtig ist, dass beim Spielen alle miteinbezogen werden. Man muss also darauf achten, dass alle Mitspieler die aufgedeckten Memorykarten sehen können.
Außerdem sollten die mit einer Karte aufgedeckten Wörter laut und deutlich ausgesprochen werden. Ebenso wichtig ist beim Memory im Deutschunterricht, dass nicht jeder für sich spielt, sondern als Teil einer Gruppe die ganze Gruppe im Blick hat. Als Lehrender muss man daher zu Beginn des Spiels die Lernenden in kleinere Gruppen einteilen.

Was man sonst noch spielen kann

Bewährt hat sich auch eine abgewandelte Form des Spiels Alle Vögel fliegen hoch, auch bekannt als Simon says. Eine Person – im Anfängerunterricht am besten der Lehrende selbst – gibt Anweisungen. Die anderen befolgen diese Anweisungen, aber nur, wenn das Wort „bitte“ enthalten ist. Auf die Anweisung „Nehmt bitte einen Stift!“ reagieren die Lernenden zum Beispiel, indem sie einen Stift nehmen. Wenn aber gesagt wird „Legt den Stift wieder auf den Tisch!“, dann darf diese Anweisung nicht befolgt werden. Schließlich fehlt das Wort „bitte“!
Mit einem Spiel wie diesem, das sich ohne große Vorbereitung zwischendurch einbauen lässt, werden sowohl Imperative geübt als auch das Hörverstehen trainiert.

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Uta Röhrborn

Uta Röhrborn wuchs in Hessen und Niedersachsen auf, bevor sie dem Ruf des Ostens folgte, in Jena Slawistik und Deutsch als Fremdsprache studierte und viele Züge in Richtung Russland bestieg. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in Usbekistan, um dann an der Universität in Jena Slawistische Linguistik und Russisch zu unterrichten. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet bei Babbel (wenn sie nicht gerade Kammermusik hört oder auf einem Berg sitzt und in die Ferne schaut).

Uta Röhrborn wuchs in Hessen und Niedersachsen auf, bevor sie dem Ruf des Ostens folgte, in Jena Slawistik und Deutsch als Fremdsprache studierte und viele Züge in Richtung Russland bestieg. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in Usbekistan, um dann an der Universität in Jena Slawistische Linguistik und Russisch zu unterrichten. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet bei Babbel (wenn sie nicht gerade Kammermusik hört oder auf einem Berg sitzt und in die Ferne schaut).