Flüchtlinge aus dem Kongo geben sich selbst eine Stimme mit Babbel

Über die Bloggerin: Crisi ist ein alter Hase bei Babbel und schon seit 2008 dabei. Nicht nur beruflich lernt sie gerne Leute kennen, um mit ihnen zu lernen: Sie hat schon 47 Länder bereist und bringt neben ominösen Souvenirs auch immer ein paar Brocken der jeweiligen Landessprache mit nach Hause. So begrüßt man sich auf Luganda, der anderen Amtssprache Ugandas neben Englisch, mit „Ki kati!“.

crisi

Ob in einem reichen oder armen Land, in einem winzigen Dorf oder im Sog einer Millionenstadt: Es braucht nicht viel, um sich neue Perspektiven zu erschließen – zum Beispiel einen Zugang zum Internet und Freude am Lernen. Diese Erfahrung habe ich letztes Jahr in Uganda wieder einmal gemacht. Im Februar bin ich für einen Monat nach Uganda gereist und habe mich dort in Kampala, der Hauptstadt, mit Edmund Page vom Xavier-Projekt getroffen. Diese Initiative und ihr Schwesterprojekt YARID (Young African Refugees for Integral Development) haben es sich zur Aufgabe gemacht, den zahlreichen Flüchtlingen in der Stadt einen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Die meisten Flüchtlinge stammen aus dem Kongo, dem Nachbarland, in dem seit über zwanzig Jahren immer wieder blutige Konflikte aufflammen, und versuchen, sich im friedlichen Uganda eine neue Existenz aufzubauen. Bisher sind über fünf Millionen Menschen in dem Krieg um Gold, Diamanten und Bodenschätze getötet worden und schätzungsweise ein bis zwei Millionen befinden sich derzeit auf der Flucht, davon leben allein etwa 50.000 in Kampala. Ihnen fehlt es an allem, an Unterkünften, Essen und ärztlicher Versorgung. Als Studenten, Händler, Mütter, Krankenschwestern oder Lehrer sind sie von den Rebellen vertrieben worden, aber als Flüchtlinge, die eine andere Sprache sprechen, werden sie in Uganda nicht gleich mit offenen Armen empfangen. Außer mit anderen Menschen in ihrer Lage können sie sich kaum verständigen, denn im Kongo wird neben den lokalen Sprachen überwiegend Französisch gesprochen, in Uganda dagegen hauptsächlich Englisch. Wer also in Kampala Arbeit finden und am öffentlichen Leben teilhaben möchte, ist auf gute Englischkenntnisse angewiesen!Bildschirmfoto 2014-02-03 um 15.30.21
Bei YARID haben einige der Flüchtlinge die Möglichkeit, kostenlos an einem Englischkurs teilzunehmen. Sie können sich aber oft nur mit viel Mühe auf das Lernen zu konzentrieren, da Anfänger und Fortgeschrittene zusammen unterrichtet werden, oft etwa 70 Menschen gleichzeitig in einem kleinen Raum. Einer der ehrenamtlichen Helfer ist Robert, der schon 2008 aus dem Kongo geflohen ist und nun seine selbsterworbenen Sprachkenntnisse an diejenigen vermittelt, die ihm nachgefolgt sind.
Ein Stündchen lang habe ich Robert dabei geholfen, die größtenteils erwachsenen Schüler zu unterrichten. Das hat richtig Spaß gemacht, denn die waren mit Feuereifer dabei! Nach dieser kurzen Zeit war ich allerdings ziemlich geschafft, weil ich gegen den Lärmpegel in der kleinen Wellblechhütte ankämpfen musste. Außerdem fand ich es sehr schade, nicht besser auf die verschiedenen Lernlevels der einzelnen Kursteilnehmer eingehen zu können – manche langweilten sich sichtlich, während andere große Mühe hatten, dem Unterricht zu folgen, bei dem meistens ganze Sätze an die Tafel geschrieben und laut im Chor nachgesprochen werden. Besonders die Frauen im Kurs sind sehr schüchtern und trauen sich nicht, sich zu melden und nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben.
Nachdem mein Gastgeber Edmund mir den Computerraum des Xavier-Projekts gezeigt hatte, kam ich auf die Idee, Babbel einzusetzen – Englisch-Kurse am Computer würden schließlich all diese Probleme lösen!
new laptop
Erstmal war das aber nur ein halber Erfolg: Von zwölf der veralteten Klapperkisten funktionierten nur zwei gut genug und die Internetverbindung war zum Haareraufen langsam. Ich stellte meinen eigenen Laptop noch dazu und setzte immer zwei bis drei Leute an einen Rechner. Die meisten von ihnen hatten überhaupt noch nie einen Computer bedient und mussten sich erstmal damit vertraut machen, wie man mit der Maus klickt oder welcher Buchstabe wo auf der Tastatur zu finden ist. Aber einmal auf der Babbel-Website angelangt, klappte alles wunderbar: Lektion um Lektion wurden Vokabeln nachgesprochen und eingetippt – so lange, bis es Abend war und der Raum geschlossen werden musste.
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In den kommenden Tagen habe ich mehrfach einen “Ladies’ Day” veranstaltet und explizit Frauen aus dem Englischunterricht nachmittags in den Computerraum eingeladen, darunter Fatou, die mit über 60 Jahren eine der älteren Kursteilnehmerinnen ist. Von ihrem anfänglichen Kampf mit der Tastatur ließ sie sich nicht entmutigen und postete nach kurzer Zeit Bildschirmfoto 2014-02-03 um 16.53.55auf ihrem Facebook-Account eine Aufforderung an alle “Mamas”, es ihr gleichzutun und ebenfalls Englisch zu lernen. Zu sehen, wieviel Spaß Fatou und die anderen Frauen am Computer hatten, hat mich motiviert, mich für einen verlässlichen Zugang der Flüchtlinge zu Babbel-Kursen einzusetzen.

Zurück in Berlin startete ich innerhalb von Babbel und meines Freundeskreises einen Spendenaufruf, der recht erfolgreich war. So konnte ich im November mit einigen Laptops, Lautsprechern und etwas Geld für eine bessere Internetverbindung nach Uganda zurückkehren. Diesmal zeigte ich dem neuen Angestellten des Xavier-Projekts, Alex, wie man in Babbel Accounts erstellt, gespendete Freischalt-Codes einlöst und Kurse auswählt, die dem eigenen Lernstand entsprechen. Alex führt seit diesem Monat regelmäßige Computerkurse durch, bei denen er seinen Teilnehmern unter anderem zeigt, wie sie Babbel nutzen können.
So können die Flüchtlinge im Projekt mit eigenem Account Englisch lernen, wann girlsimmer sie Zeit haben und dabei gleichzeitig den Umgang mit dem Computer üben, was Vorteile bringt bei der Suche nach einem Job. Dabei kann sich jeder die Zeit nehmen, die er oder sie braucht, um nach eigenem Lernstand Englisch sprechen und schreiben zu lernen.
Ich freue mich sehr darüber, dass die kongolesischen Flüchtlingen in Kampala mit relativ wenig Aufwand eine Möglichkeit haben, ihre Situation zu verbessern und hoffe, dass viele von ihnen bald in der ugandischen Gesellschaft angekommen sind. Oft genügt ja nur ein kleiner Anstoß, um etwas hervorzubringen, das die Welt viel größer macht. Oder, wie man in Uganda ganz pragmatisch sagt: „Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.”

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