Wie der Russischkurs das Licht der Welt erblickte

Die größte Herausforderung beim neuen Russischkurs auf Babbel lag darin, für die Nutzer eine Methode zu finden, kyrillische Buchstaben über eine Standardtastatur mit lateinischen Schriftzeichen einzugeben.
corso di russo - Barbara Baisi

Barbara Baisi, Content Project Manager aus unserem Didaktik-Team, gibt uns einen Einblick hinter die Kulissen.

Erzählst du uns ein bisschen über dich?
Ursprünglich komme ich aus Italien und arbeite hier schon seit den Anfängen von Babbel, seit 2008. Damals war alles noch ein wenig kleiner. [lacht] Jetzt koordiniere ich Italienisch und Russisch. Wir arbeiten seit Januar an Russisch. Das war eine große Aufgabe für alle Bereiche in unserem Unternehmen.

Wegen des kyrillischen Alphabets?
Ja, das war der Knackpunkt. Wie lassen sich kyrillische Buchstaben am besten eintippen? Unsere Nutzer kommen aus der ganzen Welt und nicht jeder hat eine deutsche oder englische Tastatur. Erst dachten wir ja darüber nach, die Leute zu bitten, in den Tastatureinstellungen „Russisch“ auszuwählen und ihnen Aufkleber mit russischen Buchstaben zu schicken! Aber wir wollten, dass man Babbel ohne irgendeinen Aufwand nutzen kann.
Daher haben wir uns nach Methoden umgesehen, Tastenkombinationen in kyrillische Buchstaben umzuwandeln. Wir haben uns für eine Transliterations-Tabelle entschieden (GOST 1971b), die für die Nutzung am Computer gut geeignet ist, nicht allzu viele Tastenkombinationen benötigt und ohne Diakritische Zeichen auskommt (wobei wir dennoch Gebrauch vom Apostroph machen, damit man das „weiche“ und das „harte“ Zeichen bilden kann).

Wie funktioniert die Eingabe?
Für Buchstaben, für die es ein direktes Äquivalent auf der Tastatur gibt, wie R, P, D, and A, ist es ganz einfach. Man tippt „R“ ein und das kyrillische „р“ erscheint. Aber bei Zeichen wie „ш“ [macht einen „sch“-Laut] braucht man etwas, das normalerweise nicht auf der Tastatur existiert. Deutsche Nutzer würden wahrscheinlich „sch“ tippen, aber unsere Transliteration ist „sh“, wie die englische Schreibweise.
Wir haben eine universelle Translations-Tabelle ausgewählt. Natürlich könnte sie für deutsche, englische oder spanische Nutzer noch ein bisschen besser angepasst sein, aber so ist es für alle ein guter Kompromiss.

Russischkurs
Warum überhaupt Russisch?
Wir hatten sehr viele Anfragen unserer Nutzer. Russisch war immer ganz oben, zusammen mit Chinesisch und Arabisch – Griechisch auch, glaube ich. Wir dachten, für den Anfang ist Russisch die beste Wahl. Chinesisch und Arabisch sind schließlich eine noch größere Herausforderung.

Was verbindet dich persönlich mit Russisch?
Ich habe schon immer gern gelesen, besonders russische Schriftsteller – Dostojewski, Tolstoi. Eines Tages habe ich mich gefragt: Wie wäre es, Dostojewski im Original zu lesen? Also habe ich an der Uni nicht nur Deutsch gewählt, sondern auch Russisch als zweite Sprache. Dann bin ich für ein Austauschsemester im Winter nach Moskau gefahren. Vorher habe ich in Italien gelebt, da war es ziemlich warm im Februar, etwa 10°C. Als wir drei Stunden später in Moskau ankamen, herrschten -15°C. Interessanter Unterschied.

Wer arbeitet in deinem Team noch an den Russischkursen?
Wir haben Larisa an Bord geholt. Miriam und ich haben nach einem Russisch-Editor in Vollzeit gesucht, weil man bei einer neuen Sprache gerade am Anfang sehr viele Kurse in kurzer Zeit entwickeln muss. Aber eigentlich hat das gesamte Didaktik-Team mitgeholfen, denn jeder hat mindestens eine der Lektionen getestet – normalerweise machen wir das nicht, aber diesmal haben wir ja ein komplett neues Konzept probiert. Der Prozess hat sieben Monate gedauert. Es hat sich ein bisschen wie eine Schwangerschaft angefühlt! [lacht]

Was macht das Russischlernen mit Babbel so besonders?
Ich glaube, wir sind das erste Sprachlern-Unternehmen der Welt, das diese Art der Translation über eine physische Tastatur anwendet. Andere Firmen zeigen eine virtuelle Tastatur an, bei der man auf die russischen Buchstaben klickt. Normalerweise muss man das russische Alphabet bereits kennen. Tatsächlich machen wir es sogar umgekehrt: Obwohl wir sowohl eine kyrillische als auch eine lateinische Tastatur anzeigen, lassen wir unsere Nutzer absichtlich nicht darauf klicken, damit sie auch das Tippen erlernen.

Gibt es im Russischen Laute, die sonst keine andere Sprache hat?
Nein, obwohl es es einen ziemlich speziellen Laut gibt, der ebenso im Ukrainischen und ähnlich im Türkischen vorkommt: „ы“ (man spricht ihn ein bisschen wie das „i“ in „Tisch“ aus, aber mit weiter hinten im Mund liegender Zunge).

Es gibt ja sieben Referenzsprachen bei Babbel. Mit welcher Muttersprache hat man es am leichtesten beim Russischlernen?
Gute Frage. Man kann das nicht so einfach sagen, Russisch hat ja slawische Wurzeln, es gehört zu einer anderen Sprachfamilie als unsere Referenzsprachen. Aber polnische Lerner haben es sicherlich einfacher.

Was ist noch verzwickt an der russischen Sprache?
Es gibt sechs Fälle, das ist ganz schön schwer. Auch die Verben haben es in sich. Obwohl das Russische nur drei Zeitformen kennt – Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit – existiert eine ungeheure Anzahl von Präfixen und Suffixen, die die Bedeutung eines Wortes subtil verändern. Ein Beispiel, das mir gerade einfällt, ist der Unterschied zwischen пожимать плечами („mehrmals mit den Schultern zucken“) und пожать плечами („genau einmal mit den Schultern zucken“). Aber dafür gibt es im Russischen keine Artikel!

Was habt ihr für die nächsten Monate geplant?
Für deutsche und englische Nutzer gibt es online schon einiges an Lernmaterial. Im August werden wir weitere sechs „Wörter und Sätze“-Kurse veröffentlichen, mit etwa 600 neuen Wörtern und 70 Sätzen. Außerdem werden wir Anfängerkurse für französische und italienische Nutzer bereitstellen.

Hast du einen Rat für Leute, die Russisch lernen möchten?
Keine Angst vor dem kyrillischen Alphabet! Es ist viel einfacher, als man denkt. Wenn man ein paar Wochen intensiv damit arbeitet, sind die Buchstaben ganz leicht zu lesen.

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